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Biografien

Lexikon
Als "lateinische" Schreibschrift werden alle Formen der Schreibschrift bezeichnet, die das lateinische Alphabet (Antiqua) verwenden und nicht zur deutschen Kurrentschrift gehören. Vom 17. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert, bevor die Schreibmaschine aufkam, war die lateinische Schreibschrift die wichtigste Korrespondenzschrift in allen westlichen Sprachen außerhalb des deutschen Sprachraums. Sie löste schließlich auch die deutsche Kurrentschrift ab und ist die verbreitetste Schreibschrift weltweit.

Wie jede von Hand geschriebene Schrift gibt es auch die lateinische Schreibschrift in einer Vielfalt von Formen, die sich regional und zeitlich entwickelt haben. 

1. Entstehung
1.1 Humanistische Kursive   


Schreibschriften werden allgemein auch Kursive (mittellateinisch cursivus ‚fließend, geläufig‘, im Französischen und Englischen cursive) genannt. In der Renaissance entstand in humanistischen Kreisen in Italien die humanistische Kursive. Aus dieser Urform entwickelte sich ab dem 16. Jahrhundert, vor allem prägend in Frankreich und England, die lateinische Schreibschrift.

Etwa zeitgleich mit dem Aufkommen des Buchdrucks mit beweglichen Lettern entwickelten sich die von Hand geschriebene und die gedruckte Schrift in zwei getrennte Richtungen: Während bis zum Aufkommen der ersten Kursive der Neuzeit die meisten Schriften unverbundene Buchstaben hatten und die Typografie dieses Merkmal aus technischen Gründen sowie der guten Lesbarkeit wegen beibehielt, wurde es zu einem charakteristischen Merkmal der nun aufkommenden Schreibschriften, die Buchstaben eines Wortes in einem fließenden Duktus zu verbinden. Ebenfalls typisch für die meisten Formen der lateinischen Schreibschrift ist die aus der humanistischen Kursive stammende Rechtsneigung der Schrift.    

1.2 Circumflessa und Ronde

Nach der Zerstörung der Apostolischen Kammer beim Sacco di Roma 1527 zogen viele Schreiber von Rom nach Südfrankreich. Dort entwickelten sie und ihre Nachfolger die humanistische Kursive weiter und gaben ihr fließendere, geschwungenere Formen, die im Geiste des Barocks stehen. Um 1600 entstand so aus der humanistischen Kursive die Circumflessa, welche im frühen 17. Jahrhundert zur französischen Ronde weiterentwickelt wurde, die sich durch üppige Schwünge und Rundungen auszeichnet, vor allem bei den Großbuchstaben. Die französische Ronde borgte sich auch einige Formen von der mittelalterlichen, gebrochenen Rotunda. Sie ist nur sehr leicht geneigt. Prägend waren Schreibmeister wie Louis Barbedor (1630–1670).


1.3 Round hand


Die Ronde wurde im 17. und 18. Jahrhundert (Klassizismus) in England zur stärker geneigten Round hand weiterentwickelt. Dabei wurde die Schrift auch durch ein neues Schreibgerät beeinflusst. Bis zur Massenproduktion von Stahlfedern in England ab 1822 wurde in Europa vorwiegend mit Federkielen geschrieben. Durch die nun aufgekommene stählerne Spitzfeder (auch Schwellzugfeder genannt) entstand ein Schriftbild mit charakteristischem Kontrast zwischen dünnen und dicken Linien, wobei die dünnen Linien beim Aufschwung mit wenig Druck auf das Papier, und die dicken beim Abschwung mit mehr Druck entstehen. Die Spitzfeder setzte sich ab den 1830er Jahren überall in der westlichen Welt rasch als Schreibgerät durch und verdrängte den Federkiel.

Die englische Schreibschrift (in Frankreich Anglaise genannt) breitete sich im 18. und 19. Jahrhundert über ganz Europa und auch die europäischen Kolonien überall in der Welt aus, darunter auch nach Amerika. Lediglich in den deutschen Sprachraum, in dem sich auch in der Satzschrift lange Zeit die Fraktur gegenüber der Antiqua behauptete, konnte sie nur schwer eindringen, da sich dort über eine separate Entwicklungslinie eine eigene Schreibschrift etabliert hatte: die "Kurrent".

2.  Im deutschen Sprachraum

Im deutschen Sprachraum sowie auch in benachbarten Gebieten mit nichtromanischen Sprachen, etwa in Dänemark, Norwegen oder im Tschechischen, bestanden lange Zeit zwei Schreibschriften parallel nebeneinander: die deutsche Kurrentschrift und die lateinische Schreibschrift. Außerhalb dieser Sprachräume beherrschten nur Wenige die deutsche Kurrentschrift. Im deutschen Sprachraum konnten die meisten Menschen beide Schreibschriften lesen und schreiben.

Handschrift Goethes  Goethes Handschrift  in "lateinischer" Schrift, 1830

Im Deutschen etablierte sich seit dem 16. Jahrhundert die typografische Konvention, im Fraktursatz Deutsches in Frakturschrift und Fremdsprachiges in Antiqua zu setzen. Analog dazu wurde in handgeschriebenen Dokumenten für Deutsches die deutsche Kurrentschrift und für Fremdsprachiges die lateinische Schreibschrift verwendet. Daneben war die lateinische Schreibschrift auch beliebt zur Hervorhebung von Überschriften und Personennamen. Man schrieb also durchaus auch deutsch in der lateinischen Schreibschrift und daher gab es in der deutschen Ausprägung dieser Schrift auch die dafür benötigten deutschen Umlaute, das lange s und das ß. Das lange s (ſ) wurde außerdem auch in anderen Sprachen wie dem Englischen, Französischen, Spanischen und Italienischen verwendet.

3. Ausgangsschriften

Seit dem 19. und insbesondere im 20. Jahrhundert entstanden pädagogische Formen der lateinischen Schreibschrift, die als Ausgangsschriften im Schulunterricht gelehrt wurden und sich prägend auf die weitere Entwicklung der lateinischen Schreibschrift in der westlichen Schriftkultur auswirkten. Die Entwicklung neuer Schreibgeräte wie der Schnurzugfeder und der Gleichzugfeder, bei der kein unterschiedlicher Druck für Auf- und Abstriche benutzt wird und auch keine Variation der Linienstärke mehr entsteht, sowie das Bemühen um eine möglichst einfache Erlernbarkeit und Lesbarkeit führte zu technisch und schulmäßig wirkenden Formen der Schreibschrift.
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Quelle:  de.wikipedia.org/wiki/Lateinische_Schreibschrift              
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